Klaviermechanik: Die Unterschiede zwischen einem Flügel wie dem C3 und einem Klavier wie dem U3
Die Klaviermechanik ist in ihrer Funktionsweise äußerst komplex, und sicherlich sind es nicht die technischen Details, die für Sie bei der Entscheidung für ein sehr gutes Klavier oder einen eher bescheidenen Flügel (die mehr oder weniger das gleiche kosten) ausschlaggebend sind, sondern der Klang und der Benutzerkomfort. Um die Unterschiede zwischen Flügel und Klavier zu analysieren, müssen wir zunächst verstehen, was mit einem “guten Klavier” gemeint ist.
Was verstehen wir unter einem guten Klavier (vertikales Klavier)?
Hiermit ist ein Klavier für den Gebrauch an Konservatorien gemeint (120 cm und höher) mit von Fachleuten geprüfter Mechanik in perfektem Zustand, auch wenn das Instrument bereits 20 oder mehr Jahre alt ist.
Als das beste Klavier auf dem Markt in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis wird häufig das Modell Yamaha U3 genannt. Wir werden dies im Detail erörtern.
Das “legendäre” Yamaha U3-Klavier
Das Yamaha U3 Upright Piano wurde um 1960 entwickelt und wird seither ununterbrochen produziert. Es ist nicht das teuerste Klavier der Marke Yamaha. Die Serien Yamaha YUS und Yamaha SU sind noch teurer.
Aber es ist das am häufigsten verwendete Klavier in Konservatorien, ausgewählt von Musiklehrern, Pianisten und Fans der Marke Yamaha: Das Modell U3 ist zu einer echten Legende geworden.
Dieses Modell hat viele Stärken, vor allem ist zu erwähnen, dass es sich immer um ein vollständig in Japan hergestelltes Intrument handelt, was bei anderen Yamaha-Serien, wie der b-Serie und der P-Serie, die derzeit in Indonesien produziert werden, nicht der Fall ist. Yamaha-Klaviere Made in Japan werden sehr strengen Kontrollen unterzogen, so dass sie zum Zeitpunkt des Kaufs praktisch frei von Mängeln sind.
Mit Millionen von verkauften Exemplaren ist das Yamaha U3 auch ein leicht zu reparierendes Instrument: Ersatzteile sind leicht verfügbar und werden immer auf Lager gehalten.
Schließlich hat es sich im Laufe der Zeit gezeigt, dass diese Instrumente außergewöhnlich langlebig sind, und das hat sie auf dem Markt für gebrauchte Instrumente sehr beliebt gemacht. Ein U3 ist ein Instrument, das problemlos weiterverkauft werden kann, selbst wenn es aus zweiter Hand stammt.
Tokio Piano bezieht regelmäßig gebrauchte Yamaha U3 Klaviere aus Japan, die immer sehr gefragt sind und in der Regel auch als erstes verkauft werden, sobald die Ware aus Japan eintrifft.
Was verstehen wir unter einem schlechten Flügel?
Darunter verstehen wir einen Flügel von etwa 160cm Länge, der veraltet ist und bescheidene Klangeigenschaften hat. Er wird in der Regel als “baby grand” bezeichnet. Ein Beispiel für ein solches Modell ist das Yamaha GH1.
Und unter einem guten Flügel?
Der legendäre und unübertroffene Yamaha C3 Flügel ist das Instrument, das im Allgemeinen als Standart für Stutzflügel anerkannt ist. Dieser Flügel wurde millionenfach hergestellt und ist das Yamaha-Modell, das als Maßstab für den Vergleich aller anderen überlegenen und unterlegenen Modelle herhält.
Der Maßstab für Stutzflügel: das Yamaha C3
Der in den 1960er Jahren entworfene Flügel ist etwa 180cm lang und wurde jahrelang von seinem kleineren Cousin, dem G3 flankiert. Das C3 ist ein Instrument von unvergleichlicher Bauqualität und Robustheit und einem unverwechselbaren Klang.
Diejenigen, die an diesem Instrument Kritik üben, sollten erst einmal den Preis vieler Konkurrenten dieses Modells, die von anderen Unternehmen hergestellt werden, in Betracht ziehen, denn das Verhältnis zwischen Qualität und Preis ist unschlagbar.
Es handelt sich hierbei um ein Instrument, das für professionelle Studios, Konservatorien und besonders intensive Nutzung bestimmt ist. Die leichte Verfügbarkeit von Ersatzteilen zeugt von der Beliebtheit dieses Flügels.
Aber was ändert sich für den Pianisten wirklich zwischen Flügel und Klavier?
Wer Platz und das nötige Geld für einen wertvollen Flügel (ab 180cm Länge und 20.000 CHF) hat, ist mit einem Flügel sicher besser bedient. Ich würde sagen, es ist eine offensichtliche Entscheidung!
Worin liegt also für den Pianisten der wirkliche Unterschied zwischen den beiden Arten von Instrumenten und warum ist es so wichtig, dass der erfahrene Musiker immer auf einem Flügel spielt?
Beginnen wir damit, einige “Mythen” näher zu betrachten:
“Ein hohes vertikales Klavier klingt besser als ein kleiner Flügel”:
Das stimmt. Das liegt daran, dass alle hohen vertikalen Klaviere zur Kategorie der professionellen und Musikhochschul-Klavieren gehören. Es handelt sich also um Instrumente, die mit großer Sorgfalt hergestellt werden und für ein langes Leben bei intensiever Nutzung ausgelegt sind. Umgekehrt (es sei denn, es haldelt sich um einen Fazioli F156) ist ein “kurzer” Flügel ein Kompromiss für diejenigen, die nicht über den ausreichenden Platz für optimale Abmessungen verfügen. Folglich unternehmen die Hersteller auch keine übertriebenen Anstrengungen, um einen Gerätetyp zu optimieren, der immer ein “Nischenprodukt” bleiben wird.
Kein Profi wird sich auf einem 154-cm-Flügel auf ein Konzert vorbereiten… Ein Yamaha GH1, um ein praktisches Beispiel zu nennen, wird niemals in der Lage sein, einen befriedigenden Klang für den anspruchsvollen Pianisten zu erzeugen, da es durch verworrene und disharmonische Bässe und dürftige hohe Töne gekennzeichnet ist.
“Ein vertikales Klavier schränkt den Pianisten ein”:
Das hängt ganz vom Repertoire und dem Leistungsstand des Pianisten ab. Ein barockes Repertoire kann auch auf einem hochwertigen Klavier mit großer Zufriedenstellung gespielt werden. Tatsächlich spielte Bach auf einem Instrument, das weit entfernt war von dem Flügel, wie wir ihn heute kennen. Man kann also nicht sagen, dass man ohne einen Flügel die Musik dieser Epoche nicht gut spielen kann. Andererseits könnte eine Aufführung von Chopin auf einem vertikalen Klavier den Pianisten vor größere Probleme stellen.
“Ein vertikales Klavier erlaubt kein “ribattuto”:
Kommt darauf an. Ich kenne junge Pianisten, die ihr Studium an der Musikhochschule mit Bravour abgeschlossen haben, auch wenn sie zu Hause ausschließlich auf vertikalen Klavieren gespielt haben. Das “ribattuto” (eine Folge von schnellen Wiederholungen derselben Note – typisch für Scarlatti) ist also eher eine Frage der Fähigkeiten des Pianisten als der Verdienst der Klaviermechanik. Unter diesem Gesichtspunkt möchte ich ein Wort zu Gunsten von Kawai sagen, das mit seinen Klavieren für den Musikhochschulgebrauch dank einiger technischen Vorkehrungen ein ähnliches Ergebnis wie bei einem Flügel erreicht hat, was die schnelle Repetition von Tönen angeht.
“Ein Flügel hat eine “Repetitionsmechanik”:
Na und? Es ist sicherlich nicht das Vorhandensein eines technischen Details, das den Ausschlag gibt. Ein Flügel mit einer Länge von 2 Metern und mehr bietet viel mehr als nur eine Repetitionsmechanik: Er hat fast eine “übernatürliche” Kraft, um die Aufmerksamkeit des Publikums dank seiner Klangeigenschaften auf sich zu ziehen.
Chopin spielte übrigens auf Pleyel-Instrumenten, die keine Repetitionsmechanik hatten. Die Länge des Instruments ist also viel wichtiger als die Repetitionsmechanik.
Die Unterschiede zwischen einem Flügel und einem Klavier erklärt durch das Werfen eines Tennisballs:
Beim Flügel bewegt sich der Hammer allein durch die Schwerkraft auf die Saite zu, sowohl nach oben als auch nach unten. Es gibt keine Federn zur Betätigung des Hammers, außer auf dem Weg nach oben nach dem Schlag. Es ist, als würde man einen Tennisball mit einem Schläger nach oben schlagen: Wir können dem Ball mit großer Präzision die gewünschte Sprungkraft verleihen, indem wir sowohl die Steifigkeit des Handgelenks als auch die vom Muskel ausgeübte Kraft steuern.
Umgekehrt, wenn wir denselben Ball mit dem Schläger in Richtung des Gegners schlagen, sind wir gezwungen, dieselbe Schwerkraft als unseren “Feind” zu berücksichtigen, was uns z.B. daran hindert, Würfe mit minimaler Kraft auszuführen, da der Ball sonst sofort zu Boden fallen würde.
Beim Klavier ist der “Schläger” der Hammer, der die “Ball-Saite” anschlägt. Wenn man den Hammer nach oben wirft wie beim Flügel (und nicht “nach vorne” wie beim Klavier), hat man eine fast unendliche Bandbreite an Klangintensität, von leise bis laut. Und vor allem eine sehr breite Palette von Ausdrucksmöglichkeiten des “piano”, die der wahre verborgene Schatz unseres Flügels sind.
Die Artikulation des “piano” ist für die Entwicklung und den beruflichen Erfolg eines Pianisten unerlässlich. Das romantische Repertoire basiert bekanntlich auf der Fähigkeit das “piano” auszudrücken und die Klangfülle, die wir mit unseren Fingern erzeugen, feiner und vielfältiger zu gestalten. Der Flügel erzieht uns und macht uns besser.
Zum Schluss:
Ich bin folglich der Meinung, dass für den nicht-professionellen Musiker ein qualitativ hochwertiges (vertikales) Klavier immer einem bescheidenen Flügel von geringem Wert vorzuziehen ist. Der Musiker, der auf Amateurniveau spielt, braucht ein Instrument, das es ihm ermöglicht, sein Publikum zu Hause mit einem wirklich gut klingendem Klavier zu erfreuen, ohne Kompromisse.
Die Bedürfnisse des Musikhochschulstudenten und des Berufspianisten sind allerdings entgegengesetzt: Es geht um das Üben zu Hause und um Konzerte vor Publikum. Dies sind zwei völlig unterschiedliche Aspekte. Für das Studium zu Hause ist der Flügel mit seiner Mechanik immer und in jedem Fall unverzichtbar, auch wenn die Klangeigenschaften eines bestimmten Instruments aufgrund seiner bescheidenen Länge und vielleicht auch seines Alters und seines Abnutzungszustandes nicht perfekt sind.
Wenn Sie hingegen nicht den Platz oder das nötige Geld für ein akustisches Klavier haben, könnten Sie auch den Kauf eines digitalen Klaviers in Betracht ziehen. In diesem Artikel, der sich speziell an Kinder richtet, die mit dem Klavierunterricht beginnen, wird dieses Thema ausführlich erläutert.
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